Spital, Ärzte, Bäder Stadtgeschichte

Einleitung

1143 war ein Meilenstein in der Sozialgeschichte Vöcklabrucks: An der Stelle der heutigen Dörflkirche errichtete Pilgrim von Weng ein Pilgerspital. Ein Hospiz (Spital) war zu dieser Zeit eine „Anstalt für Fremde, Pilger, Kranke, Arme oder überhaupt Hilfsbedürftige“, wie Pfarrer Dr. Leitner es in seiner Schrift über Pilgrim von Weng präzisierte. Vöcklabruck war nach Friesach in Kärnten und Erfurt in Sachsen das dritte, von einer Bruderschaft geleitete, Spital im deutschsprachigen Raum. Es hatte Bestand bis etwa 1405.  

Die lange Tradition der Bader

Ein erstes Baderhaus befand sich hingegen 1384 am Stadtgraben in der Nähe der heutigen Kunstmühle (Bad am Gries). Das geht aus einem Vertrag hervor, in dem der Verkauf des Baderhauses von Ludwig Bader an den Pfarrer von Vöcklabruck festgeschrieben ist. Bis 1585 scheinen noch weitere Bader auf, die im Dienst des Pfarrers gestanden haben.

 Eine Badestube war im Mittelalter nicht nur eine Einrichtung zur Körperpflege, die Bader hatten auch sozusagen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu sorgen, sie führten Aderlässe durch, zogen Zähne und dergleichen. Allerdings waren die Badestuben oft auch ein Ort der Ansteckung, was besonders in Zeiten von Epidemien verheerend sein konnte.

Vermutlich stellten diese Einrichtungen auch eine gute Einnahmequelle dar. Das lässt sich aus einem jahrelangen Streit über die Grundobrigkeit zwischen Pfarrer und Stadt herauslesen.

 Im Jahr 1585 kam die Pest auch nach Vöcklabruck und die Stadt ließ das Badehaus schließen, um infizierte Personen von einem Besuch desselben abzuhalten. Das erzürnte wiederum Pfarrer Rupert Kirchschlager, der das Badehaus von Bewaffneten des Vogtes, Weikhart von Polheim, beschützen ließ. Nachdem jedoch im Dörfl sechs Personen in einem einzigen Haus und der Mesner von St. Ulrich (die heutige Stadtpfarrkirche) starben, wurde das Bad doch geschlossen, bis die Seuche vorüber war. Der Streit schwelte aber weiter. 1606 urteilte ein Schiedsgericht, dass die Grundobrigkeit bei der Pfarre läge, die Stadt aber die „gute Polizei“ (Aufsicht) halten möge und dass nur ein Grundtausch zwischen Stadt und Pfarre die Situation endgültig bereinigen könne.

So wurde schließlich 1654 das Bad am Gries gegen „Blumgesuch“ (Weiderechte oder eine Viehweide) und weitere Grundstücke getauscht. Das Baderhaus ging damit in den Besitz der Stadt über.

Weiters ist ein „Baader Haus“ in der Vorstadt 7, heute Parkstraße 10, 1755 und 1787 in Schriften des Pfarrarchives bezeugt.

1805 und 1808 zeigen Abrechnungen des Bürgerspitals, dass der hiesige Bader Johann Michael Aigner für seine Dienste von der Stadt 20 Gulden im Jahr erhielt.

Als 1833 eine Choleraepidemie drohte, stellte Bürgermeister Anton Hesch ein Haus außerhalb der Stadt als Baderhaus zur Verfügung, wo Bettler und Arme betreut und mit Brot versorgt werden sollten.

Doch schon vor 1400 muss irgendwo am Rande der Stadt ein Sondersiechenhaus gewesen sein. Vermutlich ist es anlässlich der Pest 1348 geschaffen worden, „östlich des Pfarrhofes“, und hat nicht lange bestanden: Eine Handschrift aus 1400 besagt, dass „alda vor jahren ein siechhäußl gestanden“ sei.

Spitalstradition und medizinische Versorgung in der Neuzeit

 1537 wurde das aufgehobene Paulanerkloster Oberthalheim, das in dieser Zeit noch zur Pfarre Vöcklabruck gehörte, in ein Spital umgewandelt. Kasimir von Polheim verfügte, dass das ehemalige Klostergebäude „als Unterkunft für alte und kranke Personen, die dem evangelischen Glauben angehören“ verwendet werden sollte. 1671 refundierte Kaiser Leopold I. das Gebäude an den Paulanerorden.

Im Laufe der Zeit ging die medizinische Versorgung an ausgebildete Ärzte über und die Hygiene – die jedoch mit unserem heutigen Standard nicht verglichen werden kann – verlagerte sich in die privaten Wohnungen, der Berufsstand des Baders wurde somit obsolet.

Um 1606 hat Johann Baptist Whrona als „erster Arzt“ seine Tätigkeit in Vöcklabruck aufgenommen.

Er war Stipendiat der Stände der Stadt und aus Freistadt nach Vöcklabruck gekommen. Er dürfte kein schlechtes Einkommen gehabt haben, da ihm die Stadt während einer Epidemie 1613 das Amt des „magister sanitatis“ übertragen wollte. Dies lehnte er jedoch mit dem Hinweis auf seine vielen Patienten in und um Vöcklabruck ab. Zudem habe er eine große Familie, die er ernähren müsse.

Ein „magister sanitatis“ (Meister der Gesundheit) war eigentlich ein – meist schlecht bezahlter und oft auch nicht besonders gut ausgebildeter – Arzt, der nur die Pestkranken zu betreuen hatte. Meist überlebten die magister nicht sehr lange.

Die Pest trat Mitte des 14. Jahrhunderts erstmals in Mitteleuropa auf, eingeschleppt durch Handelsschiffe, vermutlich aus dem Vorderen Orient, wo die Krankheit schön länger bekannt war. Bis ins 19. Jahrhundert kam es immer wieder zu Pestwellen. Erst nachdem der Erreger 1894 von einem Schweizer Arzt identifiziert worden war, konnte die Seuche wirkungsvoll bekämpft werden.

Im Jahr 1713 brach die „Orientalische Pest“ erneut in Europa aus, Stadt, Pfarre und die Grafen Engl von Wagrain bereiteten gemeinsam ein „Seuchenlazarett“ und eine „Contumaz-Anstalt“ (Quarantäneeinrichtung) am Gries (Unterstadtgries) vor. Die Grafen Engl stellten ein „nahegelegenes Feld“ als Begräbnisplatz zur Verfügung. Wie weit die Pest die Stadt dann wirklich betroffen hat, geht aus den Annalen nicht hervor, obwohl die Sterbebücher für dieses Jahr einen signifikanten Anstieg der Todesfälle ausweisen.

Krankenhaus und Armenversorgung

Die Versorgung der Armen, Alten und Kranken lag bis ins 20. Jahrhundert in Händen der Grundherren und der Städte, nach Aufhebung der Grundherrschaften 1848 dann bei den einzelnen Gemeinden.

Anfang des 20. Jahrhunderts, am Ende der Monarchie, hatte sich eine Reihe Probleme aufgestaut, dazu gesellte sich noch eine Menge Fragen, die unmittelbar mit dem Kriegsgeschehen des Ersten Weltkrieges zusammenhingen: Kriegsopfer, Kriegsversehrte, Witwen und Waisen als direkte Opfer der Kampfhandlungen, aber auch indirekte Opfer, die auf Grund von Abwertung, Besetzung, Mietgesetzen oder Beschlagnahmungen ihr persönliches Vermögen und ihre Altersversorgung verloren hatten. Obendrein stellte sich auch schon 1918/19 die Frage der Arbeitslosigkeit. Daher musste die Regierung die Sozialprobleme möglichst rasch lösen.

In Bewegung kamen die Dinge mit Ferdinand Hanusch: Er bekleidete von Oktober 1918 bis Oktober 1920 das Amt des Staatssekretärs (= Minister) für soziale Fürsorge. In diesen zwei Jahren baute er eine Sozialgesetzgebung auf, die den Grundstein für unser heutiges Sozialsystem legte.

Das erste „Krankenhaus“ der Stadt ist heute noch erhalten. 1552 erwarben zwei Ratsherren der Stadt Grundstücke „zur Auffrichtung des pruederhaußes zu Veckhlapruckh“ am Rande der Stadt. In den folgenden Jahren kamen noch einige Liegenschaften dazu, die auch zur Erhaltung und Versorgung der „Insassen“ gedient haben. Ursprünglich dürften es zwei Häuser gewesen sein, die sowohl zur Krankenpflege als auch als Alten- und Armenwohnhaus gedient haben.

Das heute noch bestehende Haus in der Gmundner Straße 32 findet sich 1785 als „Städtisches Bürgerspital“ und 1810 als „Bürgerspital oder Bruderhaus“ in den Aufzeichnungen der Stadt.

Einige Jahre später, 1819, erfolgte eine Renovierung des Hauses und 1833, als die oben beschriebene Choleraepidemie drohte, bereitete man sich auch im Bruderhaus darauf vor. Es zeigte sich jedoch schon, dass das Haus nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprach und die Errichtung eines echten Krankenhauses ein Gebot der Stunde war.

Das Bruderhaus in der Gmundner Straße 32 war bis 2022 im Besitz der Stadtgemeinde und wurde bis Anfang der 2000er-Jahre als Wohnhaus für sozial schwächere Personen genutzt. Im Juli 2005 zog der letzte Bewohner aus.

Seit 2008 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Seitens des Bundesdenkmalamtes wurde festgestellt, dass „die Erhaltung des ehemaligen Bruderhauses bzw. Bürgerspitals im öffentlichen Interesse gelegen ist. Es handelt es sich hier um einen kulturhistorischen Seltenheitswert, da sich bis heute nur sehr wenige diesbezügliche Sozialbauten erhalten haben“.

Nun steht das Haus nach wie vor leer und es ist zu hoffen, dass es bald aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst wird.

Das Erste Allgemeine Krankenhaus der Stadt wurde am 12. Jänner 1852 oberhalb der Dörflkirche in der Bahnhofstraße (heute Hausnummern 4-8) eröffnet. Dieses Krankenhaus wurde über einen privaten Verein und Spenden der Bürger errichtet. 1852 als Privatspital errichtet, wurde es im Folgejahr am 22. Februar „aus Anlass der glücklichen Errettung Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. vom ruchlosen Attentate der Stadt Vöcklabruck bedingungsweise geschenkt“ und „zum Allgemeinen Krankenhaus erhoben am 1. November 1858 – L. Merringer, Verwalter“. (Text der Gedenktafeln) Es bestand bis 1930, dann wurde es von der sogenannten „Hatschek-Stiftung“ zwischen Salzburger Straße und Hatschek-Straße abgelöst.

An das Krankenhaus in der Bahnhofstraße erinnern heutzutage lediglich die beiden oben zitierten Gedenktafeln im Laubengang des heutigen Wohnhauses.

Der Industrielle Hans Hatschek stiftete 1930 das zweite allgemeine Krankenhaus. Besser bekannt ist der charakteristische, sternförmige Bau unter dem Namen „Hatschekstiftung“. Das neue Krankenhaus umfasste 70 Betten und zwei Operationssäle. 1941 erfolgte die Erweiterung um eine interne, eine gynäkologische und eine geburtshilfliche Abteilung. 1947 kam noch die Kinderstation hinzu und in den darauffolgenden Jahren eine HNO- und eine urologische Abteilung. Somit umfasste die Hatschekstiftung 295 Betten.

Infolge der ständigen Überbelegung und des großen Platzmangels fasste der Gemeinderat unter Bürgermeister Robert Kunz 1964 den Beschluss über einen Krankenhausneubau im unmittelbaren Anschluss an das bisherige Haus. Bis 1969 konnte der Betrieb etappenweise aufgenommen werden, mehrere Abteilungen, eine Krankenpflegeschule sowie Physiotherapie, Frühgeburtenstation etc. mit insgesamt fast 600 Betten folgten im Laufe der Jahre.

Bis ins Jahr 1973 befand sich das Krankenhaus im Besitz der Stadt Vöcklabruck.

Wenn man aber bedenkt, dass der Personalstand etwa im Jahr 1976 rund 60 Ärzte und 300 Mitarbeiter in Pflege und Verwaltung umfasste und jährlich ein Gesamtumsatz von mehr als € 60 Mio. zu Buche schlug, ist es plausibel, dass eine derartige Last für eine Kleinstadt alleine nicht zu stemmen ist  zumal das Patientenaufkommen nur zu einem kleinen Teil aus der Bezirksstadt selbst stammte.

Und so wurde am 1.1.1974 aus dem Krankenhaus der Stadt Vöcklabruck das Landeskrankenhaus Vöcklabruck.

Am Beginn der 1990er Jahre gelangte auch dieser Bau an seine Grenzen. So fasste die Oberösterreichische Landesregierung 1993 den Grundsatzbeschluss für einen Neubau und im folgenden Jahr widmete der Gemeinderat das Grundstück am Schöndorfer Plateau für diesen Zweck um.

Nach einer vierjährigen Bauzeit konnte 2004 die Eröffnung feierlich begangen werden. Seither sind noch einige Erweiterungen erfolgt.

So konnte zum 150jährigen Bestehen eines Krankenhauses in Vöcklabruck das Strahlenzentrum in Betrieb genommen werden, der Stroke unit, das Brustzentrum Salzkammergut und weitere Abteilungen kamen hinzu. Das „Salzkammergut Klinikum“, dazu gehören neben Vöcklabruck die Standorte Gmunden und Bad Ischl, ist mittlerweile eine der zehn größten Kliniken Österreichs.

Seit rund einem Jahr wird an einem weiteren Zubau gearbeitet, in dem unter anderem die erweiterte Dialysestation sowie eine Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht sein werden.

Das „alte“ Krankenhaus in der Hatschek-Straße wurde 12. März 2006 publikumswirksam gesprengt. Ein damals 16jähriger Vöcklabrucker kommentierte das mit den Worten: “Jetzt ist die Stätte meiner Geburt Geschichte.“

Die denkmalgeschützte Hatschekstiftung ist wieder im Eigentum der Stadt und beherbergt das Offene Kulturhaus (OKH), ein Haus vor allem für junge Kultur.

An der Stelle des gesprengten Gebäudes steht jetzt der Bildungscampus Vöcklabruck.