Viele Straßen unserer Stadt sind nach Persönlichkeiten benannt, die aus Vöcklabruck stammen und / oder die Stadt geprägt haben. Eine dieser Persönlichkeiten ist Josef Albert Winter, der erste Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Seitenstraße der Dürnauer Straße ist nach ihm benannt.
Josef Albert Winter wird am 21. November 1888 als Sohn des Josef und der Anna Winter in Salzburg geboren. Bereits im Volksschulalter ist Winter fest entschlossen, Lehrer zu werden. Nach der Ausbildung zwischen 1904 und 1909 in Linz und Bozen tritt er seine erste Lehrerstelle in Girlan bei Bozen an und unterrichtet anschließend an mehreren Schulen im Salzkammergut, bevor er zum Kriegsdienst im 1. Weltkrieg eingezogen wird.
Nach Kriegsende wird er in den O.Ö. Landtag berufen, wo er 16 Jahre Abgeordneter bleibt. Als politisch aktiver Mensch ist er zudem Mitglied des Landesschulrates und 12 Jahre lang Vizepräsident des Katholischen Landeslehrervereins für OÖ.
Lehrer in der Scherer-Straße
1926 führt ihn seine Berufslaufbahn nach Vöcklabruck. Nach acht Jahren als Lehrer an der Volksschule in der Dr. Alois Scherer-Straße wird er zum Schulleiter/Oberlehrer berufen, drei Jahre später wird ihm der Titel „Schuldirektor“ verliehen.
Auch in Vöcklabruck betätigt sich Winter in der Kommunalpolitik und ist neun Jahre lang Vizebürgermeister der Stadt.
Am 13. März 1938 erlebt Josef Albert Winter einen der schwärzesten Tage seines Lebens: Er wird als „politisch verdächtiges Subjekt“ eingestuft und von den Nationalsozialisten im Vöcklabrucker Gefängnis interniert. Nach seiner Entlassung am nächsten Tag steht er sechs Wochen unter Hausarrest, wird zwangspensioniert und der Stadt verwiesen. Er kommt mit seiner Familie in Gosaumühle bei seinem Schwager unter und verlebt den
2. Weltkrieg mehr schlecht als recht. Gegen Ende des Krieges wird er neuerlich von der Gestapo inhaftiert, seine vierwöchige Haft verbringt er in Linz.
Die Wende 1945
Als 1945 „ein Brief vom Stadtamt Vöcklabruck eintrifft, mit dem Ersuchen, mich für das Amt des Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen, bin ich mir der Herausforderung dieser Aufgabe bewusst. Dennoch besteht für mich, von Anfang an, kein Zweifel, dass ich mich zur Verfügung stellen werde.“ (Günter Hauser, WinterWanderWeg)
Er wird vollumfänglich rehabilitiert, die Familie zieht wieder nach Vöcklabruck, Winter wird Bürgermeister und bleibt es neun Jahre lang bis zu seinem Tod. Auch wird er wieder Schulleiter und Lehrer an der Volksschule.
Eine fordernde Amtszeit
In seine Amtszeit fällt die fordernde Epoche des Wiederaufbaues, viele Flüchtlinge kommen nach Vöcklabruck, Hunger, Schwarzmarkt und Zerstörung herrschen im Land. „Meiner tiefsten Überzeugung nach will ich jetzt als erstes für die Menschen etwas tun, die unverschuldet das härteste Los getroffen hat, die aus ihrer Heimat flüchten mussten oder im Krieg ihren Familienerhalter verloren haben, bittere Not leiden, vor dem Nichts stehen.“ (Günter Hauser, WinterWanderWeg)
Anfang der 1950er Jahre entsteht zudem die neue Volksschule in der Scherer-Straße, hier ist Winter sowohl als Bürgermeister als auch als Schulleiter gefordert.
Josef Albert Winter war Vöcklabrucker und Bürgermeister mit Leib und Seele. Immer um seine Mitmenschen, seine Familie und seine Schüler besorgt, geht am 3. Juni 1955 ein umtriebiges Leben zu Ende. Josef Albert Winter stirbt im Alter von nur 66 Jahren.
Buch "WinterWanderWeg"
Dieser spannenden Persönlichkeit hat der Enkel ein Buch gewidmet:
Im biografischen Roman „WinterWanderWeg“ folgt Günter Hauser den Spuren seines Großvaters anhand von historischen Quellen, Gesprächen mit Angehörigen und vor allem den Aufzeichnungen Winters. Das Buch ist auch im Bürgerservice des Rathauses erhältlich.